Am gestrigen Montagabend begrüßte Stadtbrandinspektor Sebastian Weiß viele aktive und ehemalige Feuerwehrkameraden zur alljährlichen Dienstversammlung, dieses Jahr bei uns im Feuerwehrhaus in Leihgestern. Direkt zu Anfang deutete Weiß einem „Spannungsbogen“ bis zum Ende der Veranstaltung an, wobei sich kaum einer der Anwesenden hätte vorstellen können mit welchem Paukenschlag Weiß die Sitzung am Ende beenden würde.
*** Datenschutzpanne bei Florix ***
Gestern Mittag ging nämlich die hessenweit eingesetzte Verwaltungssoftware „Florix“ vom Netz, nachdem unser Kamerad Dennis Lux einen fundamentalen Fehler in der Software gefunden hat und damit einen datenschutzrechtlichen Skandal auslöste. Die Software „Florix“ müssen alle hessischen Feuerwehren als Verwaltungssoftware für die Datenpflege, Einsatz- und Übungsverwaltung, Lehrgangsanmeldungen und vieles mehr nutzen. Somit sind sämtlichen persönlichen Daten der Feuerwehrkameraden, inklusive derer Kontaktadressen und deren Feuerwehrhistorie, hinterlegt. Durch den Fehler war es möglich in die Daten aller(!) anderen Feuerwehren in ganz Hessen einzusehen und jeden beliebigen Datensatz von Nord bis Süd beliebig zu verändern, ohne dass auch noch eine Spur auf den Übeltäter zurück verfolgbar gewesen sei. Damit waren alle Daten aller Feuerwehrangehörigen in Hessen frei verfügbar! Hierfür bedarf es keiner besonderen Software, sondern nur das nötige Knowhow. Nachdem diese Information umgehend an die Leitung unserer Feuerwehr und an den städtischen Datenschutzbeauftragten gemeldet wurde, wurde es an den Landkreis und das zuständige HMdIS (Hessische Ministerium des Innern und für Sport) gesendet. Zeitnah wurde das System gestern offline gesetzt und es fanden Telefonkonferenzen zwischen Lux und der beauftragen Entwicklungsfirma Dräger statt.
Interessanterweise war das System wenige Stunden am gleichen Abend wieder online. Wir konnten noch nicht prüfen, ob das System wieder fehlerfrei ist, was aufgrund der Schwere des Fehlers und der kurzen Zeit anzuzweifeln ist. Wir sind sehr gespannt, wie sich dieses Problem weiterentwickelt. Nicht nur die Feuerwehren in Hessen, für die das System verpflichtend ist, benutzen dieses Programm, es wird sogar von Feuerwehren in anderen Bundesländern und auch im Ausland verwendet, die ebenfalls von dem Fehler betroffen sind. Besonders pikant: Lux hatte bereits vor ein paar Jahren einen ähnlich-gravierenden Fehler aufgedeckt und von Entwicklerseite wurde versprochen, dass man den Fehler beheben würde und regelmäßige Sicherheitstests durchführen lassen würde, damit eine ähnliche Datenpanne nie wieder passieren könnte.
Wir als persönlich Betroffene hoffen, dass der Fehler schnellst möglichst behoben wird, dass damit nicht noch schlimmeres passiert und dass die fehlende Sicherheit der Daten in dem Onlinesystem zu nachhaltigen Konsequenzen führt.
*** Jahresrückblick ***
Daneben wurde natürlich bei der Dienstversammlung auch auf das vergangene Jahr geblickt. S. Weiß berichtete, dass sich Fahrzeugbeschaffungen als herausfordernder herausstellt als man glauben mag und sich die Beschaffung eines neuen StLF (Staffellöschfahrzeug) für Leihgestern als auch ein MTF (Mannschaftstransportfahrzeug) für Großen-Linden länger hinzieht als man ursprünglich dachte. Er berichtete von diversen Anschaffungen für die Feuerwehr und auch von der Prüfung der Feuerwehr in der Stadt Linden durch den technischen Prüfdienst, der uns als Feuerwehr einen sehr guten Stand bescheinigte mit dem einzigen Manko, dass im Feuerwehrhaus in Leihgestern nicht mehr alles dem aktuellen Stand entspricht und hier mittelfristig Handlungsbedarf besteht.
Der stellvertretende Stadtbrandinspektor Marc Bausch berichtete mit Zahlen aus dem vergangenen Jahr. So sank leider in 2019 die Zahl der aktiven Kameradinnen und Kameraden auf 77 leider stark, was durch Wegzug und den demographischen Wandel begründet werden musste. Auch in den Jugendabteilungen sank die Zahl der Kinder und Jugendlichen leicht. Bei 139 Einsätzen der Feuerwehr Linden im letzten Jahr mussten mit 66 Einsätzen für technische Hilfeleistung das größte Einsatzspektrum abgearbeitet werden. Mit 33 Brandeinsätzen war die „klassische“ Aufgabe der Feuerwehr wie auch in der Vergangenheit nur noch ein kleiner Bruchteil der Einsätze. Auf insgesamt 10.144 Stunden für Einsätze, Übungen und Fortbildungen brachten es die Einsatzkräfte im vergangenen Jahr. Wie Bausch vorstellte um die Zahl etwas zu verdeutlichen, sei dies beim Mindestlohn von 2019 von 9,19€ ein Betrag von 93.223€, die unsere Kameraden der Stadt Linden an Einsparungspotential brachten.
Im vergangenen Jahr ließen sich auch unsere Einsatzkräfte mit 236 Impfungen gegen Tetanus, Hepatitis A & B, FSME und vieles mehr schützen. So konnte man den Schutz in so manchem Bereich vervielfachen. Ein Dank an alle Kameraden für die ordentliche und disziplinierte Durchführung der Aktion im vergangenen Jahr.
*** Beförderungen & Ehrungen ***
Bei den anschließenden Beförderungen und Ehrungen wurden dieses Jahr wieder viele verdiente Kameraden ausgezeichnet.
Befördert wurden:
Kevin Bauer, Mirko Wolf zum Feuerwehrmann, Anna Möbus zur Oberfeuerwehrfrau, Max Goldberg und Sven Meyer zum Oberfeuerwehrmann, Marko Rühl zum Löschmeister und Marc Bausch zum Brandmeister.
Für ihre langjährige Tätigkeit und den Übertritt in die Ehren- und Altersabteilung Michael Korkesch, Holger Schäfer und Harald Will mit der Goldenen Ehrennadel. Ralf Linke und Sven Wirth erhielten für 40 Jahre Dienstzeit das Goldene Brandschutzzeichen des Landesfeuerwehrverbands Hessen. Holger Schäfer erhielt für seine Tätigkeit als ehemaliger stv. Wehrführer und Ausschussmitglied das Bronzene Brandschutzehrenzeichen am Bande.
Bei den Verbandsehrungen erhielt Sven Meyer für seine Tätigkeit als Betreuer der Minifeuerwehr die Kinderfeuerwehr-Medaille in Bronze von der Hessischen Jugendfeuerwehr. Die ehemaligen Kameraden Hans-Jürgen Jung und Reinhold Luh erhielten ein Ehrenzeichen des BFV Hessen-Darmstadt (in Gold für 50 Jahre bzw. in Gold am Bande für 60 Jahre).
Als krönenden Abschluss wurde Harald Will für seine 25 Jahre lange Tätigkeit als stv. Stadtbrandinspektor vom Deutschen Feuerwehrverband mit dem Deutsche Feuerwehr-Ehrenkreuz in Silber geehrt, welches deutschlandweit an nur sehr wenigen vergeben wird.
Wir gratulieren allen Beförderten und Geehrten recht herzlich.